Deutschland ist Weltmeister

Zwei Medaillen für deutsche Teams – Gold für Herren, Bronze für Damen

Die 39. Shuffleboard-Weltmeisterschaft im kanadischen Ingersoll (Ontario) endete mit einem überragenden Erfolg für die German Shuffleboard Association e.V. (GSA).

Das Herrenteam mit der Vater-Sohn Kombination Sebastian und Marius Runge sowie Dieter und Torben Hußmann holte in einem am Ende dramatischen Finale die erste Goldmedaille für die GSA-Herren bei einer Team-WM. Hatte man bei dieser Aufstellung zumindest auf eine gute Platzierung hoffen dürfen, so war die Bronze-Medaille für die deutschen Damen ebenso erfreulich wie überraschend. Angeführt von Team-Kapitänin Irene Hoffmanns sorgten Kerstin Runge, Petra Lenert und WM-Novizin Luisa „Lulu“ Schwark für eine faustdicke Überraschung. Das andere deutsche Herrenteam mit Team-Kapitän Dieter Hoffmanns, Sascha Blättel und den WM-Neulingen Andreas Jahn und Henning Schumann musste bereits nach dem 2. Wettkampftag krankheitsbedingt auf ihren erfahrenen Team-Kapitän verzichten und war so natürlich zu geschwächt um eine weitere Medaille für die GSA heimzubringen. Die restlichen Teammitglieder hielten sich jedoch prächtig und konnten zum Schluß sogar noch ein kanadisches Team hinter sich lassen. Bis auf den Krankheitsfall also eine rundum gelungene Weltmeisterschaft für die deutschen Shuffleboarder.

Team Germany Gold: Torben Hußmann, Sebastian Runge, Dieter Hußmann, Marius Runge v.l.

Die Finalspiele wurden live gestreamt, so dass alle Fans das Geschehen unmittelbar mitverfolgen konnten, allerdings verpassten die Verantwortlichen ausgerechnet den entscheidenden Schuss, der Deutschland in den Tiebreak und schließlich zur Goldmedaille brachte. Daher an dieser Stelle noch einmal eine kurze Zusammenfassung des Ablaufs.

Deutschland traf im Finale auf die übermächtigen und mit 10:0 Siegen in den Gruppenspielen gestarteten Shuffler aus Lakeside (Ohio), die als Team „USA Stripes“ aufliefen. Das unter anderem mit zwei Einzel-Weltmeistern bestückte Team hatte keinen Zweifel daran gelassen, das sie die großen Favoriten auf den Titel waren. Das deutsche Team „Germany Gold“ war bis dato ebenfalls ungeschlagen geblieben, hatte dafür aber 3 Unentschieden zu verzeichnen. Wie schnell sich im Sport die Verhältnisse ändern können, zeigte sich aber kurz vor dem Finale, als ein Spieler des US-Teams krankheitsbedingt ausfiel, nicht antreten konnte und Deutschland dadurch mit 1:0 in Führung ging. Gewollt oder nicht, sein Gegner, GSA-Präsident Dieter Hußmann hatte so einen recht entspannten Job im Finale, denn er musste nur noch seine Mitspieler nach besten Kräften unterstützen.

Zum Gesamtsieg fehlte also eigentlich nicht mehr viel, doch war der Weg dahin umso beschwerlicher. Das musste als Erster Sebastian Runge einsehen, der auf den Weltmeister von 2017, Michael Hirsch, traf. Der ging schnell mit 38:16 in Führung, spielte weiterhin fehlerlos und verteidigte seinen Vorsprung bis zur letzten Disc um mit 60:36 zu gewinnen.

Unserem bis dahin besten Spieler, Marius Runge, erging es nicht viel besser. Er traf auf den mehrfachen Weltmeister und überragenden Spieler der letzten Jahre, Dr. Bob Jones jr. . Sein Markenzeichen, eine einmal erzielte Führung konsequent durch sein „Clear the Board-Spiel“ zu verteidigen, zog auch diesmal. Er ließ Marius keine Möglichkeit, wieder ins Spiel zurück zu finden und siegte verdient mit 67:43. „Dr. Bob“ blieb als einziger Spieler im gesamten Turnier unbesiegt

Somit hatte Team USA das Spiel gedreht und ging mit 2:1 in Führung. Maximal konnte Deutschland im 4. Spiel also noch ein Unentschieden und damit den Tiebreak per SpeedShuffleboard erreichen. Nötig dazu war ein Sieg von Torben Hußmann gegen Altmeister Bill Hoyer. Torben sorgte recht schnell für klare Verhältnisse und führte zur Halbzeit mit 45:15. Doch 2 Durchgänge später war der Vorsprung durch einen unglücklichen Schuss auf 3 Punkte geschrumpft. Vor dem letzten Frame hatte Bill Hoyer sogar einen Vorsprung von 1 Punkt herausgespielt und Torben musste bei seinem letzten Schuss, dem „Hammer“ unbedingt punkten. Das gestaltete sich jedoch mehr als schwierig, denn sein Gegner spielte eine 7 mit wenig Platz für Torben um liegen zu bleiben und das Spiel zu gewinnen. Nur wenige Zentimeter entschieden am Ende zu Gunsten des Deutschen und seines Teams.

Allerdings war das nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum Titel, denn nun folgte der Tiebreak im SpeedShuffleboard. Jeder Spieler eines Teams musste 2 Scheiben spielen und möglichst in den Punkten platzieren, wobei die -10 hierbei +10 zählt. Da nur 3 Spieler des US-Teams anwesend waren, wurden also 6 Scheiben gespielt und anschließend die Courts getauscht und noch einmal 6 Scheiben gespielt. Wer dann in Summe die meisten Punkte erzielt hat, gewinnt die Weltmeisterschaft. Diese Verfahren wurde erstmals so angewendet.

Nach dem ersten Durchgang führte Deutschland knapp und glücklich mit 38:33. Nach dem Wechsel auf den jeweils anderen Court bewies das deutsche Team jedoch äusserste Nervenstärke und beendete den 2. Durchgagng mit 36:21, so dass das Endergebnis 74:54 lautete. Damit war Shuffleboard-Deutschland am Ziel seiner Träume angekommen und hatte den WM-Titel gesichert.

Auch das Damen-Team schrieb an diesem Tag Shuffleboard-Geschichte. Nach der Vorrunde mussten sie zunächst im SpeedShuffleboard um Platz 1 und 2 in der Gruppe eine Niederlage einstecken und so den Traum vom Endspiel begraben. Im kleinen Finale jedoch kämpfte sich Irene Hoffmanns durch die 4. Verlängerung um mit einem Sieg ihrerseits dem Team ein Unentschieden und damit ein erneutes SpeedShufflen zu ermöglichen. Diesmal liessen sie sich den Sieg nicht nehmen und holten völlig überraschend aber ebenso verdient die Bronzemedaille.

Damen-Team Germany: Kerstin Runge, Petra Lenert, Luisa Schwark, Irene Hoffmanns v.l.

SpeedShuffleboard hatte auch für Team Germany „Red“ eine besondere Bedeutung. Trotz Unterzahl gelang Sascha Blättel, Andreas Jahn und Henning Schumann nach Unentschieden im regulären Spielverlauf ein Sieg im Tiebreak und der Sprung auf Platz 11. In Anbetracht der widrigen Umstände, mit denen das Team zu kämpfen hatte, ebenfalls ein tolles Ergebnis.

Team Germany Red: Sascha Blättel, Andreas Jahn, Henning Schumann, Dieter Hoffmanns v.l.

Stefan Stadtmüller, unser Mann im Team „United Nations“, erreichte am Ende den 8. Platz und wurde bei dem obligatorischen „Award Banquet“ für seine vorbildliche sportliche Haltung mit dem ISA Merit Award ausgezeichnet.

Team United Nations: Stefan Stadtmüller (GER), Paolo Pavao (BRA), Chuck Crouse (USA), Trevor Martin (CAN)

Es wurde eine lange Partynacht im, wohlwollend ausgedrückt, bescheidenen Hotel. Bei Ankunft hatten die Deutschen ihre Unterkunft liebevoll als „Campo Bahia für Arme“ bezeichnet. Wenn auch die Gegebenheiten vor Ort alles andere als optimal waren, so scheint alleine der Name „Campo Bahia“ Garant für den WM-Titel zu sein.

Die nächste WM wird 2023 wieder als Einzel-WM gespielt. Sie findet im Oktober nächsten Jahres im Shuffleboard-Mekka St. Petersburg in Florida statt und wird Auftakt zum 100-jährigen Bestehen des dortigen Clubs sein. Der darf sich mit seinen 67 Courts und dem mittlerweile wunderschön renovierten Grandstand als ältesten und größten Club der Welt bezeichnen. Auch dort wird die GSA mit ihren Spielern wieder ihr Bestes geben.

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